Was ist Ergotherapie?
Ergotherapie ist noch ein recht junger Beruf in Deutschland und so vielfältig, dass es eine Herausforderung ist, das Tätigkeitsfeld genauer zu definieren. Einer der beiden führenden Berufsverbände in Deutschland, der DVE (Deutscher Verband Ergotherapie), hat 2025 folgende Definition verfasst:
Ergotherapie ist eine Profession im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen, die darauf abzielt, Menschen in all ihrer Vielfalt zu befähigen, ihr Recht auf bedeutungsvolle Betätigung wahrzunehmen, ihren Alltag selbstbestimmt zu gestalten und an der Gesellschaft teilzuhaben.
Als Expert:innen für Betätigung arbeiten Ergotherapeut:innen mit und für Menschen, die das Anliegen oder den Bedarf haben, sich selbst, ihr Handeln und ihre Alltags- und Lebenswelt zu verändern. Um dies zu erreichen, nutzen Ergotherapeut:innen vorhandene Potenziale und entwickeln Lösungen gemeinsam mit Individuen, Gruppen, Organisationen und im Gemeinwesen, um die Handlungskompetenz, Teilhabe und Lebensqualität nachhaltig zu stärken.
Die Arbeit von Ergotherapeut:innen basiert auf ethischen Prinzipien und wissenschaftlichen Erkenntnissen, insbesondere aus der Ergotherapie- und Betätigungswissenschaft. Ergotherapeut:innen wissen, dass Gesundheit und Wohlbefinden eng mit dem Tätigsein und der Möglichkeit zur Teilhabe verbunden sind. Im Sinne kontinuierlicher Qualitätsentwicklung setzen sie sich mit sozialen Prozessen, gesellschaftlichen, technologischen sowie ökosystemischen Entwicklungen und Ereignissen auseinander und richten ihr praktisches Handeln entsprechend aus.
Definition von Christine Foster:
Ergotherapie orientiert sich an dem, was ein Mensch – in jedem Alter – im Alltag (wieder) tun möchte. Dabei grenzt Ergotherapie an andere Professionen, wie Physiotherapie, Kunsttherapie und Psychotherapie an. Manche Methoden sind identisch - die Unterscheidung ist der Fokus des jeweiligen Berufs. Das Fundament der Ergotherapie ist, Betätigung und Handlungsfähigkeit zu unterstützen.
Psychiatrische Ergotherapie fördert wertegeleitetes Handeln, in den vielfältigen Lebenskontexten. Durch das Erleben von bedeutungsvollen Aktivitäten, Strategien und Methoden werden psychosoziale Fertigkeiten, Gefühls-, und Gedankenverarbeitung sowie Körperwahrnehmung gesteigert. Ziel ist, größtmögliche Selbstwirksamkeit und bewusste Lebensgestaltung zu entwickeln, reich an Wahlmöglichkeiten. Veränderung als Chance anzunehmen, ist dabei Voraussetzung für die Bereitschaft Lebengestalter:in zu werden.
Es gibt verschiedene ergotherapeutische Modelle, die zur Ermittlung des Behandlungsansatzes Orientierung bieten. Das Canadian Model of Occupational Performance and Engagement (CMOP-E) beschreibt den Gegenstandsbereich der Ergotherapie als Betätigungen (alltägliche Handlungen) und deren Wechselwirkungen mit den Eigenschaften der Person und der Umwelt (Kontext). Es gilt also herauszufinden auf welcher Ebene die Ergotherapie Betätigung begünstigen und unterstützen kann. Betätigung umfasst dabei alles, was ein Mensch in seinem Alltag tun möchte und als sinnvoll empfindet.
Im Zentrum des Modells steht die Person mit ihren Werten, Eigenschaften und Zielen (Wesen der Person). Die Person betätigt sich emotional, mental und körperlich, in den Bereichen Selbstversorgung, Freizeit und Produktivität in der Umwelt. Die Grundannahme ist, dass Gesundheit und Lebensqualität einhergeht mit einer Balance zwischen Selbstversorgung, Freizeit und Produktivität. Die Umwelt kann entweder sozial, physisch, institutionell oder kulturell sein.
